Das Nordheide Wochenblatt hängt sich gern ein liberales Mäntelchen um. Etwa wenn es um Flüchtlinge geht oder um die antifaschistische Begegnungsstätte Heideruh in Holm-Seppensen. Aber das ist offensichtlich nicht mehr als eine schöne Fassade. Denn immer wieder gibt man mehr oder weniger verhüllt rechten Thesen Raum und das nicht nur in den Leserbriefen. In der Ausgabe vom Sonnabend bekommt ein gewisser Burkhard Homburg aus Jesteburg mit seiner Forderung nach Gründung von „Nachbarschaftswachen“ eine Bühne.
Natürlich versteht es der Autor des Beitrags, Sascha Mummenhoff, ganz geschickt, den Eindruck hervorzurufen, es handele sich um den harmlosen Vorstoß eines Geschädigten. Homburg wird vorgestellt als empörter Bürger, der nach einem Einbruch in sein Haus in Jesteburg im vergangenen Jahr einen Blog für Einbruchsopfer ins Leben rief (www.einbruch-opfer.de). In dem Blog sollen sich Betroffene austauschen, politisches Ziel ist die Schaffung von mehr Stellen bei der Polizei.
Im Wochenblatt darf der Jesteburger seine Forderung vortragen, dass Nachbarschaftswachen gebildet werden, womit man das Wort „Nachbarschaftswehr“ geflissentlich umgeht. „Die Polizei sollte eine Nachbarschaftswache nicht als Konkurrenz empfinden“, wird Homburg zitiert, und: „Doch wenn jetzt eine regionale Initiative von Betroffenen entsteht und sich Nachbarschaftswachen bilden, die den Ganoven ihr einträgliches Gewerbe erschweren, so ist das eine nachvollziehbare Entwicklung.“
Am Ende des Beitrag darf natürlich folgender Hinweis nicht fehlen: „Homburg distanziert sich von jeder Form der Fremdenfeindlichkeit, die zum Teil in anderen Online-Foren zum Ausdruck gebracht wird.“ Verlogener geht es nicht! Entweder hat Herr Mummenhoff den Blog des Herrn Homburg nicht gelesen oder er hat, was ich für wahrscheinlicher halte, lieber das weggelassen, was dort schwarz auf weiß zu lesen ist.
Im Fokus der „Ganoven“ würden, so ist in dem Blog zu lesen, nördlichen Stadtstaaten Berlin, Hamburg, Bremen und ihr Umland stehen. Und weiter: „Hier ist das Risiko der Diebe besonders gering. Kaum gesicherte Objekte und niedrige Polizeipräsenz, die auch noch kontinuierlich ausgedünnt wird. Dem gegenüber stehen spezialisierte Banden internationaler Verbrecherorganisationen aus Süd-Ost-Europa, die kaum verwertbare Spuren hinterlassen und die Freizügigkeit und Rechtsstaatlichkeit Deutschlands als Einladung auffassen.“
Woanders schreibt Homburg von Einbruchsdelikten, „die mehrheitlich von Ausländern begangen wird“. Und natürlich darf auch dieser Hinweis nicht fehlen: „Gerade in Zeiten der Zunahme national orientierter politischer Gruppen bei der Europa-Wahl möchte man keinen Anlass für Themen mit fremdenfeindlichem Potenzial bieten. Einbruchskriminalität ist ein Aspekt der Ausländerproblematik und soll unser Willkommenskulturs nicht beeinträchtigen.“
Geht’s noch?! Von wegen er distanziert sich von jeder Form der Fremdenfeindlichkeit. Die zitierten und andere Sätze sind rechte oder zumindest rechtspopulistische Thesen, wie sie in zahlreichen protofaschistischen Blogs tagtäglich und auch von Parteien wie NPD und AfD vertreten werden. Die „Banden aus Südosteuropa“ oder wahlweise „aus Osteuropa“ sind doch stehende Begriffe in den einschlägigen Foren und die Verschwörungstheorie, das Ausmaß werde verschwiegen, um die Integration von Migranten nicht zu gefährden, ist in diesen Kreisen Allgemeingut.
Dass organisierte Gruppen aus Ländern wie Rumänien und Bulgarien an überdurchschnittlich vielen Einbrüchen beteiligt sind, lässt sich kaum leugnen. Aber warum denn wohl? Könnte es vielleicht sein, dass das damit zusammenhängt, dass es in diesen Ländern eine ungeheure Armut gibt und Deutschland vergleichsweise ein Schlaraffenland für die Menschen dort darstellt? Hängt die Kriminalität also eventuell mit diesem massiven Sozialgefälle zusammen?
Es geht nicht darum, Straftaten zu rechtfertigen, aber man sollte doch die Ursachen nicht ganz aus den Augen verlieren. Und wer hat sich denn für die EU-Erweiterungen der vergangenen Jahre stark gemacht und profitiert davon? Das sind ja wohl vor allem die deutschen Konzerne. Nicht nur dass diese Länder unerschlossene Märkte darstellen, sie sind für unsere Wirtschaft auch eine verlängerte Werkbank. Jetzt sitzt „unser Mann“ auch noch in Rumänien auf dem Präsidentenstuhl – na prima!
Leute wie Burkhard Homburg, der im reichen Jesteburg an bester Adresse wohnt, nehmen gern alles mit und bereichern sich, wo sie können, aber wenn jemand ihren Safe ausräumt und ihren Schmuck stiehlt, jammern sie von „Trauma“ und „den schlimmen psychischen Folgen“ und rufen nach mehr Polizei. Zum Kotzen!
Sie unternehmen doch so gern Reisen mit Ihrer Frau, Herr Homburg. Dann fahren Sie doch mal nach Rumänien und besuchen sie ein Kinderheim, wo die Kinder dahinvegetieren. Da könnten Sie mit ihrer Kohle was Sinnvolles tun und vielleicht sogar noch dazu beitragen, dass aus diesen Kindern später keine Einbrecher werden. Und Sie, Herr Mummenhoff, können ja gleich nach Rumänien mitfahren. Ihr „Round Table Deutschland“, dessen Präsident Sie sind, schmückt sich doch so gern mit dem Engagement für Kinder…
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