Von Kristian Stemmler
Wenn es um das Thema Cannabis geht, dominieren hierzulande Unkenntnis und ideologisches Denken. Das machte das Nordheide Wochenblatt in seiner Sonnabend-Ausgabe schulbuchmäßig vor. Mit einem Anriss auf der Seite 1 und dem Aufmacher auf der letzten Seite berichtet das Werbeblättchen über einen Infoabend in der Samtgemeinde Hanstedt unter der Überschrift „Kiffen – was soll’s?!“. Den Beitrag als einseitig zu bezeichnen, wäre geschmeichelt.
Dass der Kollege vom Wochenblatt keine Ahnung hat und Interesse daran, Cannabis-Konsum zu dämonisieren, ist nicht verwunderlich. Ist es doch derselbe, der gern die fundamentalistische Landeskirchliche Gemeinschaft in Brackel hochjubelt. Da kann man Law-and-order-Vorstellungen wohl voraussetzen. Wenig überraschend auch, dass ein Vertreter der Polizeiinspektion Harburg vor dem Kiffen warnt, ist er doch qua Gesetz dazu angehalten. Traurig dagegen, dass sich ein Sozialarbeiter der Reso-Fabrik dafür hergibt, dummes Zeug über den Cannabis-Konsum zu verbreiten.
Im Aufmacher und zwei Beitexten kein Wort darüber, dass Länder wie beispielsweise Uruguay und Kanada sowie selbst diverse US-Bundesstaaten die Abgabe von Cannabis längst legalisiert haben. Kein Wort darüber, dass Tabak- und Alkoholkonsum jedes Jahr in Deutschland rund 150.000 Todesopfer fordern, das Kiffen dagegen so gut wie keine. Kein Wort darüber, dass die Strafverfolgung von Kleindealern und Konsumenten bei Polizei und Justiz gewaltige Kräfte binden und Milliarden kosten. Kein Wort darüber, dass etliche deutsche Polizeipräsidenten bereits vor Jahrzehnten eine kontrollierte Abgabe gefordert haben.
Ein Witz ist ja wohl die Behauptung des Sozialarbeiters, Trinken und Rauchen würden bei Jugendlichen nicht mehr als „cool“ eingeordnet. Da kann man sich, zumindest was das Saufen angeht, an jedem Wochenende und bei jedem Volksfest eines Besseren belehren lassen. Das soll nicht heißen, dass nicht auch der Cannabis-Konsum seine Risiken hat. Aber das wird ja durch die Dämonisierung und Kriminalisierung nicht besser, im Gegenteil. Nur eine Legalisierung und offensive Aufklärung über den Konsum und die möglichen Nachteile können hier weiterhelfen. Dazu wird es nur vorerst nicht kommen, denn die Law-and-order-Fraktion wird das Thema so schnell nicht hergeben.
Hinterlasse einen Kommentar