Von Ingo Knito
Ungewöhnlicher Vorstoß im Buchholzer Stadtrat: Der parteilose Ratsherr Kristian Stemmler, der sich in den vergangenen Jahren und Monaten mit seinen Anträgen und Anfragen bereits einen gewissen Ruf als enfant terrible erarbeitet hat, probt die Palastrevolution! Stemmler will dem Kinderkönig an den Kragen. Er hat beantragt, die an einer Wand des Rathauses montierte Bronzeplastik des Kinderkönigs – eine vom Buchholzer Künstler Martin Lühker geschaffene Figur – zu entfernen.
Aber nicht nur das: Auch aus sämtlichen Veröffentlichungen der Stadt soll der Kinderkönig getilgt werden. Der „Kinderkönigpass“, der Kinder zur Beschäftigung mit Kultur bewegen soll, soll umbenannt und umgestaltet werden. Die Begründung für den kulturellen Kahlschlag: Der Ratsherr hält den Kinderkönig für ungeeignet, Buchholz als familienfreundliche Stadt zu präsentieren, ungeeignet als Leitfigur für Kinder.
„Lühkers Kinderkönig hat eine stark negative Ausstrahlung“, sagte Stemmler der querschläger-Redaktion. „Die militante, wenn nicht militaristische, autoritäre und kalte Anmutung der Figur steht in diametralem Gegensatz zu allen Werten, die ich mit Kindheit verbinde, wie Geborgenheit, Wärme und Urvertrauen.“ Ihm sei es absolut schleierhaft, so Stemmler weiter, wie man auf die Idee kommen konnte, den Kinderkönig zu einer Symbolfigur der Stadt aufzubauen.
Offensichtlich symbolisiere die Figur eher die so genannte schwarze Pädagogik und spiegele möglicherweise schmerzhafte Erfahrungen des Künstlers in der eigenen Kindheit wider, vermutet der Parteilose im Rat. Im Internet sei aber kaum etwas über Lühkers Biographie zu erfahren, darum wolle er hier nicht spekulieren. Stemmler hofft, dass jetzt zumindest eine Diskussion über die Figur des Kinderkönigs einsetzt, die auch Neues zu Tage fördern könnte.
Im Antrag des Ratsherrn heißt es weiter: „Der Kinderkönig ist für das Bemühen, Buchholz in der Öffentlichkeit als eine familienfreundliche Stadt darzustellen, absolut kontraproduktiv. Auch wenn es ein ungewöhnlicher Schritt ist, gibt es zur Tilgung der Symbolfigur aus allen Veröffentlichungen und einen Entfernung der Bronzeplastik am Rathaus daher keine Alternative.“
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