Das darf doch nicht wahr sein! Im Nordheide Wochenblatt vom morgigen Mittwoch, das bereits im Internet abrufbar ist, erscheint eine Todesanzeige für den vor kurzem in Italien verstorbenen NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke – aufgegeben von den Neonazi-Gruppierungen „Nationaler Widerstand Tostedt“ und „Nationaler Widerstand Unterelbe“. Ein Skandal!
In der zweispaltigen Anzeige, die zwischen den üblichen Todesanzeigen für Verstorbene aus der Region steht, ist lediglich der Name Erich Priebke mit Geburts- und Todesdatum aufgeführt, daneben steht ein Zitat von Gorch Fock: „Die Toten sind nicht tot, sie gehen mit uns, unsichtbar sind sie nur, unhörbar ist ihr Schritt.“ Darunter heißt es: „In tiefer Trauer NW Tostedt/NW Unterelbe“.
Angesichts dieser Anzeige, die dem Autor sofort ins Auge gefallen ist, fragt sich: Hat hier die Anzeigenabteilung geschlafen und nicht gesehen, wer der Verstorbene ist und wer die Anzeige aufgegeben hat? Oder hat man die Anzeige trotz des Wissens um den Hintergrund angenommen? Das eine wie das andere ist ein Skandal!
Der Name Erich Priebke ist zuletzt nicht nur in sämtlichen Nachrichten erwähnt worden, es bedarf auch nur einiger Klicks im Internet, um sowohl seine Bedeutung wie auch die Bedeutung der Kürzel „NW Tostedt“ und „NW Unterelbe“ zu ermitteln. So heißt es auf einer Homepage der Antifa: „In der Gruppierung NW Tostedt tummeln sich die politisch aktiveren Neonazis. Die Mitglieder des NW Tostedt besuchen regelmäßig Aufmärsche und Kundgebungen und treiben die Radikalisierung der rechten Szene maßgeblich voran.“
Der „Nationale Widerstand Tostedt“ hat auch eine eigene Homepage, auf der aktuell eine unerträgliche Relativierung der Verbrechen von Erich Priebke veröffentlicht wurde. In dem Beitrag heißt es unter der Überschrift „Seine Ehre hieß Treue“: „Das Schicksal wollte es, dass er durch einen Führerbefehl an der Vergeltungsaktion für einen feigen kommunistischen Anschlag, der 33 deutsche Soldaten und eine große Zahl unbeteiligter italienischer Zivilisten tötete, teilnehmen musste.“
Und weiter: „Kein Soldat auf der Welt, der die Regeln der Kampfsittlichkeit verinnerlicht hat, erschießt gerne zivile Geiseln. Dazu wird man abkommandiert. Kein Soldat auf der Welt kann sich einem solchen Befehl entziehen. Schon gar nicht, wenn der Befehl vom Staatsoberhaupt und Obersten Kriegsherren nachdrücklich erteilt wird.“ Und schließlich: „Jüdische Organisationen, die seit Jahrzehnten jeden kleinen Gefreiten mit biblischer Rachesüchtigkeit ausgraben, um ihn vor Gericht zu zerren, damit die Propagandakampagnen gegen unser Vaterland nicht ins Stocken geraten, hatten auch Priebke im Visier.“
Tatsächlich hat Erich Priebke unbestritten an der Erschießung von 335 Zivilisten in einem unbenutzten Steinbruchgelände nahe Rom, den Ardeatinischen Höhlen, teilgenommen. Nach einem Anschlag des italienischen Widerstands auf deutsche Soldaten des SS-Polizeiregiments „Bozen“ hatte die deutsche Armeeführung in Italien beschlossen, für jeden der getöteten 33 deutschen Soldaten zehn unbeteiligte italienische Passanten zu töten.
Die höheren Offiziere der SS, darunter auch Priebke, bildeten die Erschießungskommandos auf dem Steinbruchgelände, und erschossen die ersten zwölf Opfer eigenhändig. Priebke führte anschließend wahrscheinlich die Liste, von der die Italiener nach ihrer Erschießung gestrichen wurden. Dies alles ist auf wikipedia nachzulesen, ebenso wie diese Feststellung: „Priebke blieb zeitlebens überzeugter Nationalsozialist und zeigte keine Reue für das Massaker.“
Egal ob es ein Versehen oder Absicht war, in diesem Fall ist eine Erklärung und Entschuldigung der Führung des Wochenblatt-Verlages fällig. Das ist ein Skandal ersten Ranges!
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