Von Kristian Stemmler
Bei all der Kritik, die in diesem Blog schon am Nordheide Wochenblatt geübt worden ist, sollte es auch einmal Erwähnung finden, wenn das Wochenblatt aus Sicht dieses Blogs etwas gut gemacht hat. Insofern soll hier positiv hervorgehoben werden, dass diese Zeitung oben rechts auf Seite 1 mit einem Anriss plus Foto und auf Seite 7 mit dem Seitenaufmacher über das Mahnmal für NS-Opfer berichtet, das auf dem Marktplatz aufgestellt werden soll – aber leider kann ich dem Wochenblatt auch in diesem Fall eine Kritik nicht ersparen.
Denn das Nordheide Wochenblatt hat es natürlich mühelos geschafft, denjenigen nicht zu erwähnen, der das Ganze erst initiiert hat: den Autor dieser Zeilen. In meiner Funktion als parteiloses Mitglied des Rates habe ich im Februar 2014 beantragt, auf dem Marktplatz ein Mahnmal zu errichten, das an die Opfer des Nationalsozialismus‘ erinnert. Damals erklärte ich: „Seit Kriegsende wird auf diesem zentralen Platz der Stadt an gefallene Soldaten erinnert. Für die Buchholzer, die von den Nazis verfolgt oder umgebracht wurden, gibt es in der ganzen Stadt kein Mahnmal. Das ist ein unhaltbarer Zustand!“ Dass das Wochenblatt mich als Initiator verschweigt, ist offenbar Teil einer inneren Zensur. Zuletzt wurden weder Leserbriefe von mir gedruckt, noch die beiden aktuellen Anträge im Rat aus meiner Feder erwähnt.
Mein Vorschlag, auf dem Mahnmal die wenigen NS-Opfer aus Buchholz namentlich zu ehren, deren Namen überhaupt bekannt sind, fand im Februar 2014 leider bei den meisten Ratsfraktionen wenig Widerhall. Breite Unterstützung gab es dagegen für einen interfraktionellen Antrag. Der Buchholzer Künstler Jan Amelung wurde mit der Gestaltung eines Gedenksteins beauftragt, der auf den Fotos im Wochenblatt zu sehen ist. Mein Eindruck ist, dass er seine Arbeit sehr gut gemacht hat. In den kleinen Einbuchtungen des von ihm bearbeiteten Steins sollen Schilder mit der Bezeichnung von Opfergruppen angebracht werden – eventuell kann man da ja die Buchholzer NS-Opfer da doch noch ehren…
Ich zitiere hier aus einem Beitrag in diesem Blog vom Februar 2014, in dem ich die Buchholzer NS-Opfer genannt habe:
Das Mahnmal für die NS-Opfer soll laut Antrag in der kleinen Grünanlage in der Mitte des Marktplatzes errichtet werden, direkt neben dem Gedenkstein, der mit der Inschrift „Den gefallenen Helden“ an die Buchholzer erinnert,die in den beiden Weltkriegen und dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 getötet wurden. Das Denkmal wurde 1923 von dem späteren Gauleiter Otto Telschow eingeweiht. Stemmler: „Ein solches Nebeneinander wäre in der Lüneburger Heide wohl ein Novum.“
In seinem Antrag hat sich der parteilose Ratsherr auf die Ergebnisse der Arbeit dieser Buchholzer bezogen, die in dem Buch „Buchholz 1925-1945 – die verschwiegenen zwanzig Jahre“ niedergelegt sind. Er gibt sechs Personen aus Buchholz, deren Schicksal im Buch erwähnt wird, für das Mahnmal vor: zwei Kommunisten, zwei Sozialdemokraten, eine Halbjüdin und ein namenloses Mädchen.
Die Kommunisten Ernst Neuhaus und Erich Hasselfeld verschwanden „spurlos“, was mit Sicherheit bedeutet, dass sie deportiert und ermordet wurden. Anton Tietjen, der die SPD in Buchholz mit aufbaute, wurde von den Nazis schikaniert und zermürbt, seine Familie ins Elend gebracht. Sein Parteigenosse Friedrich Bode, Ortsvereinsvorsitzender der SPD, war im September 1933 eine Woche im Gewahrsam der Gestapo. Dort wurde er vermutlich eingeschüchtert und gefoltert. Er verlor seine Arbeit und lebte mit seiner Frau in materieller Not.
Die Halbjüdin Paula E, wurde von Otto Telschow gezwungen, ihren Lebensmittelladen zu schließen. Sie wurde in Buchholz als „Volksschädling“ beschimpft, von Geschäftsleuten nicht bedient und vom Zahnarzt nicht behandelt. Als Werkssanitäterin in einem Rüstungsbetrieb musste sie gefährlichste Arbeiten übernehmen. Die sechste Person, die aufgeführt werden soll, ist ein namenloses Mädchen aus dem Bereich Neue Straße, die im Rahmen des Euthanasie-Programms der Nazis abgeholt und vermutlich ermordet wurde.
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