Wenn er am 25. Mai zum Bürgermeister von Buchholz gewählt werden würde, will der frisch gekürte Kandidat der Buchholzer CDU, der Erste Stadtrat Jan-Hendrik Röhse, das „häufig spürbare Misstrauen“ zwischen Politik und Verwaltung abbauen. Das sagte Röhse im Interview mit dem buchholzblog. Die Verwaltung sehe er gut aufgestellt. Im Wahlkampf werde die Stadtentwicklung ein großes Thema sein, aber auch der Verkehr. Er glaube aber nicht, dass es diesmal zu einem „Ostring-Wahlkampf“ kommen werde. Röhse ist seit knapp 20 Jahren verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 8 und 14 Jahren. In seiner Freizeit hält er sich fit durch Laufen, er kocht gern. Seit 2004 ist Röhse Mitglied der CDU. Hier das Interview:
Kristian Stemmler: Herr Röhse, waren Sie überrascht, dass Sie so viele Gegenkandidaten aus der CDU hatten?
Jan-Hendrik Röhse: Alle Kandidaten wussten voneinander, und mir war von Anfang an klar, dass es parteiintern starke Konkurrenz geben würde. Das muss man als Kandidat aushalten.
Der Abstand zu Frau Gedaschko im zweiten Wahlgang war ja dann recht deutlich, aber immerhin hat etwa ein Drittel sie nicht gewählt. Reicht Ihnen das Votum als Rückendeckung?
Die CDU steht geschlossen hinter mir. Natürlich ist man als Kandidat oder auch als Unterstützer eines Kandidaten enttäuscht, wenn es mit der eigenen Wahl nicht klappt. Wir sind aber alle erwachsen genug, um zu wissen, das eine Wahl nur mit vereinten Kräften zu gewinnen ist.
Glauben Sie, dass die FDP Ihre Kandidatur mitträgt?
Ich werde das Gespräch mit der FDP suchen und um deren Unterstützung werben.
Sie sind ja seit fünf Jahren als Erster Stadtrat in der Verwaltungsspitze der Stadt. Wo sehen Sie die Probleme in Buchholz insgesamt, aber auch in der Verwaltung?
Ich sehe die Verwaltung gut aufgestellt für die Aufgaben, die vor uns liegen. Wirkliche Probleme sehe ich da nicht – alles andere bespreche ich zunächst intern. Im Hinblick auf das Verhältnis Verwaltung/Politik missfällt mir das zumindest aus meiner Sicht häufig spürbare Misstrauen der Politik gegenüber der Verwaltung. Es wäre mir ein wichtiges Anliegen, dieses von mir so empfundene Misstrauen abzubauen.
Was sind Ihre Pläne, Ideen, Perspektiven für Buchholz, wo wollen Sie Schwerpunkte setzen?
Im Wahlkampf wird sicherlich das Thema Verkehr eine Rolle spielen, wenngleich ich nicht davon ausgehe, das wir einen Ostring-Wahlkampf erleben werden. Ein wichtiger Schwerpunkt wird unter der Überschrift Stadtentwicklung liegen. Hier gilt es, die Weichen für die Zukunft zu stellen. In welche Richtung ich die Weichen stellen möchte, wird in Kürze meinem Wahlprogramm zu entnehmen sein, auf das ich an dieser Stelle verweisen möchte.
Wie ist Ihre Haltung zum Buchholzer Thema No. 1, dem Ostring? Als Kandidat der CDU sind Sie vermutlich für die Ostring.
Im Kommunalwahlkampf 2006 habe ich für den Ostring geworben. Ich halte meine damalige Auffassung auch heute für richtig. Allerdings muss man die Entwicklung in dieser Frage seit 2006 mit in die Überlegungen einbeziehen.
Glauben Sie denn noch daran, dass das Verwaltungsgericht Lüneburg dem Landkreis in dieser Sache recht gibt?
Ich will nicht darüber spekulieren, wie das Berufungszulassungsverfahren vor dem OVG ausgehen könnte. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wird es am Ende eines gerichtlichen Verfahrens einen Planfeststellungsbeschluss geben, oder nicht. Im ersten Fall wird der Ostring gebaut – über die Dimensionierung wird dann noch zu reden sein. Im letzteren Falle muss ebenfalls eine Lösung der Verkehrsproblematik kommen, die ich in einer alternativen Ostumgehung sehe. In keinem Falle kann die Situation bleiben, wie sie ist.
Ihr wichtigster Kontrahent, Joachim Zinnecker von den Grünen, hat einen anderen, offeneren Führungsstil als Bürgermeister versprochen. Wie würden Sie die Verwaltung führen?
Wie ich die Verwaltung führen werde, bespreche ich zuerst mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung, denen mein Führungsstil ja bereits bekannt ist.
Wo sehen Sie Ihre Stärken und Schwächen in Hinsicht auf das Bürgermeisteramt? Sind Sie jemand, der sich in eine Materie detailliert hineinarbeitet oder eher Generalist, jemand der eher zuhört oder eher Ansagen macht?
Beides ist notwendig. Man muss zuhören können und auch Richtungsentscheidungen treffen, die noch nicht in allen Details vorgeprüft sein müssen. Wenn es dann aber um die konkrete Ausgestaltung der einzelnen Entscheidungen geht, ist es zwingend notwendig, sich detailliert in die Materie einzuarbeiten, weil man sonst Gefahr läuft, Versprechungen zu machen, die nicht eingehalten werden können. Es bringt nichts, vor einer erwartungsvollen Versammlung zu sagen „Das machen wir…“, um dann später kleinlaut zugeben zu müssen, dass es nun doch nichts wird, weil man ein kleines Detail nicht bedacht hat. Beruflich geprägt hat mich ein sehr erfahrener Anwalt, der mir immer wieder gesagt hat, wie wichtig es ist, das man seinen eigenen Standpunkt stets kritisch überprüfen und – wenn es sein muss – auch korrigieren sollte.
Mancher sieht Sie als jemanden, der sich als Jurist oft zu sehr an Paragraphen orientiert und nicht politisch genug denkt? Was sagen Sie zu der Kritik?
Auch hier gilt, dass alles, was ich politisch durchsetzen möchte, auch tatsächlich umsetzbar sein muss. Natürlich muss man zielorientiert und möglichst pragmatisch an die Aufgaben herangehen und nicht alles von Anfang an in Frage stellen. Ich werde mich also keinesfalls hinter irgendwelchen Gesetzbüchern verstecken. Als Verwaltung müssen wir allerdings nach Recht und Gesetz arbeiten. Da hat es die Politik einfacher, denn sie kann Anträge stellen und muss sich nicht darum kümmern, ob und wie die Ideen verwirklicht werden können. Die Verwaltung muss die Entscheidungen umsetzen. Und sie muss dann vielleicht in dem einen oder anderen Falle sagen : „Gute Idee, aber geht nicht.“ Die Kunst ist, so kreativ zu sein, das man gute Ideen pragmatisch umsetzt und gleichzeitig alles richtig ist.
Sie haben in den USA gelebt. Hat Sie das geprägt?
Ja. Nicht nur durch mein Studium des internationalen Rechts an der George Washington University in Washington, D. C., sondern auch durch meine familiäre Situation – meine Frau ist „Ausländerin“, meine Kinder haben doppelte Staatsbürgerschaften, meine Schwiegermutter lebt in Mexiko und die Familie meines Schwagers stammt aus Indien – würde ich mich als weltoffen und tolerant bezeichnen. In diesem Sinne erziehe ich auch meine Kinder.
Haben Sie schon Ideen für Ihren Wahlkampf?
Klar habe ich schon Ideen für den Wahlkampf…
Herr Röhse, danke für das Gespräch!
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