Buchholz (qu) – In Buchholz haben bereits in der Nacht zum Dienstag Unbekannte von der Schützenstraße aus Farbbeutel gegen das Gebäude der Polizei Buchholz geworfen, in dem auch die Polizeiinspektion Harburg, die für den gesamten Landkreis zuständig ist, ihren Sitz hat. Das teilte die Pressestelle der Polizeiinspektion heute mit. Teile der Fassade und der Parkplatz vor dem Gebäude seien von der Farbe in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.
Bei derartigen Farbbeutelwürfen fällt der Verdacht automatisch auf Linke. Aber diesmal sollte der Staatsschutz vielleicht lieber nach rechts schauen. Die örtlichen Nazis dürften immer noch etwas sauer sein über einen Polizeieinsatz vor dem Oktoberfestzelt bei Möbel Kraft vor einer Woche. In der Nacht zum Sonntag hatte es gegen ein Uhr dort eine Schlägerei gegeben, so dass erst durch den Einsatz mehrerer Streifenwagen resp. von deren Besatzungen die Ruhe wieder hergestellt werden konnte.
Die Polizeiinspektion Harburg vermeldete, dass offenbar „Provokationen zwischen mehreren Gästen“ der Auslöser gewesen sei. In der Folge habe ein 40 Jahre alter Buchholzer mit der Faust auf einen 29 Jahre alten Jesteburger und einen 18 Jahre alten Buchholzer eingeschlagen. Beide Personen seien im Gesicht verletzt worden. Gegen den 40jährigen sei ein Strafverfahren eingeleitet worden.
Was die Polizeiinspektion verschweigt, ist der Umstand, dass hier offenbar wieder einmal Buchholzer Nazis und Vertreter der Antifa aneinander geraten waren. Das ist auf der Website des Nazikaders Denny Reitzenstein von der Aktionsgruppe (AG) Nordheide zu erfahren. Dort wird behauptet, dass 15 bis 20 Linke auf dem Oktoberfest feiernde Nazis provoziert und angegriffen hätten. Diese hätten sich nur gewehrt und die Antifa „in die Flucht geschlagen“.
Wie bei den Nazis üblich, sehen sie sich als Opfer der Linken und der Ordnungsmacht. Die Buchholzer Polizei, so der Beitrag auf der Homepage der AG Nordheide, habe sich „nicht lumpen lassen“ und sei mit mehreren Streifenwagen erschienen. Wörtlich heißt es: „Wie öfters zu vor wurden aus den Opfer, da sie als Patrioten bekannt sind, Tätern gemacht und die wahrhaftigen Täter wurden zu Opfern gemacht. So liest sich auch die Pressemitteilung der Polizei, die sie am Sonntag über ihren Presseportal veröffentlicht haben.“
Natürlich versäumen es die Faschos auch nicht, die bei ihnen übliche Kraftmeierei verbal zu pflegen. In dem Beitrag rühmt sich Denny Reitzenstein, der der Autor des Textes sein dürfte, dass sich wohl einige Angreifer bei ihrem vereitelten Angriff verletzt hätten und jetzt einen Gips tragen müssten. Und weiter: „Dieser Vorfall zeigt ein weiteres Mal, dass die Buchholzer Antifa sich nur in großen Gruppen einen Angriff traut und das dieser Angriff von entschlossenen Bürger auch erfolgreich abgewehrt werden kann.“
Es ist nicht ganz abwegig, den Farbbeutelwurf auf den Sitz der Polizeiinspektion Harburg in Buchholz den Nazis zuzuschreiben. Sie könnten damit ihren Unmut über den Einsatz bei Möbel Kraft Ausdruck gegeben und zugleich dafür gesorgt haben, dass die Linken verdächtigt werden. Jedenfalls gibt es für den Staatsschutz der Inspektion, der sich mit politischen Delikten befasst, genug Grund, sich mit Reitzenstein & Co. zu befassen. Auch weil dieser den Staatsschutz aktuell frontal angeht.
Auf seinem Blog hat sich Reitzenstein triumphal darüber ausgelassen, dass eine in rechten Kreisen offenbar unbeliebte Staatsschützerin die Polizeiinspektion verlässt und zwar mit einem Porträtfoto der Polizistin. Ich nehme einmal an, dass auch eine Polizeibeamtin ein Recht am eigenen Bild hat – jedenfalls wurden an der Roten Flora in Hamburg vor kurzem Bilder von verdeckten Bildern ruckizucki von der Polizei übermalt, genau mit dieser Begründung.
Es stellt sich nach wie vor die Frage, warum es sich Denny Reitzenstein erlauben kann, nicht nur die Polizei so dreist zu attackieren, sondern auch seine Hetze so ungestört zu verbreiten. Hält da jemand seine Hand über ihn?
Dass man an die Website des umtriebigen Nazis, der unter anderem den von Stefan Silar aus Tostedt übernommenen Versand Streetwear Tostedt weiterführt, nicht ohne weiteres herankommt, ist klar. Der läuft auf Servern von logr.org, einem bei Nazis beliebten Anbieter. Aber der Herr Reitzenstein hat ja keine Probleme damit, sich im Impressum namentlich auszuweisen – allerdings mit einer Adresse in Arizona (wie der querschläger bereits berichtete).
Nun hat aber die Staatsanwaltschaft Stade in einem Schreiben an das parteilose Ratsmitglied Kristian Stemmler bereits vor einiger Zeit durchblicken lassen, ihr sei bewusst, dass es sich um jenen Denny Reitzenstein handelt, der in Buchholz residiert. Folgen hat das keine: Er darf offenbar schreiben und tun, was er will.
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