Bei den »Blockupy«-Protesten gegen die Eröffnung des Neubaus der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main brannten Autos, Polizisten wurden verletzt, und es gab in Flammen stehende Barrikaden. Was anderswo in Europa Alltag ist, wird in Deutschland zum Skandal, der die gesamte reformistische Linke zu eiligen und beherzten Unterwürfigkeitsgesten animiert, ganz so, als hätte jemand »DDR« gesagt. Nachgedacht darüber, was Gewalt und Gewaltfreiheit bedeuten, wird dabei nicht. Man überlegt nicht, was richtig ist, sondern sagt, was von einem erwartet wird. Von wem aber eigentlich? Von den Hartz-IV- und Kriegsparteien, von den Euromaidan-Fanboy-Medien, die den Antifaschismus der Kiewer Revolutionsromantik opferten und über Nazisymbole hinwegsahen, oder von den Polizeigewerkschaften?
Es war Naomi Klein, die noch auf der Blockupy-Kundgebung am Frankfurter Römer sagte, sie weigere sich, mit denen, die den Planeten in Brand setzen, über verbrannte Autos zu diskutieren. Sie erntete viel Applaus, denn sie hatte recht. Die erste Regel muss sein: Hören wir auf, uns aus Konformität vom Gegner diktieren zu lassen, was wir zu sagen und wie wir zu denken haben. Denn nur dann können wir das eigentlich Interessante tun: Diskutieren und überlegen wir unter uns, mit unseren Genossinnen und Genossen, ob militante Akte sinnvoll sind oder nicht – und wenn ja, unter welchen Bedingungen. (aus „junge welt“)
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