Von Kristian Stemmler
Das Nordheide Wochenblatt hat noch einmal drauf gelegt. In reißerischer Manier berichtet der Quasi-Monopolist des Landkreises in seiner Sonnabend-Ausgabe über den Abriss des Hauses von Berufssänger Prosper-Christian Otto in Sprötze. Die Aufmachung erinnert stark an die „Bild“-Zeitung, unter der knalligen Überschrift „Gnadenloser Bürgermeister“ wird der Buchholzer Bürgermeister Wilfried Geiger attackiert, weil er die Abrissverfügung gegen Otto durchgesetzt hat. Dabei nutzt das Wochenblatt erneut die Erkrankung von Ottos Ehefrau Christiane, die an Multipler Sklerose leidet.
Dass sich das Wochenblatt mit solcher Vehemenz auf die Seite Ottos schlägt, hat möglicherweise sachfremde Gründe. Welche das sein könnten, für die Antwort auf diese Frage gibt es einige Seiten weiter zumindest einen Hinweis. Dort wird über die bevorstehenden Bürgermeisterwahlen in mehreren Gemeinden des Landkreises berichtet, auch in Buchholz, wo vermutlich am 25. Mai 2014 gewählt wird, und über die möglichen Kandidaten spekuliert. Angesichts dieses Beitrags stellt sich die Frage: Geht es dem Wochenblatt bei der Berichterstattung über den Fall Otto vor allem darum, Bürgermeister Wilfried Geiger anzuschießen und einen eigenen Kandidaten in Stellung zu bringen?
Ins Spiel gebracht werden vom Wochenblatt Geiger selbst, von dem es heißt, er werde „vermutlich“ antreten, und Joachim Zinnecker, Fraktionchef der Grünen im Stadtrat und Geschäftsführer einer Tochter von Hamburg Wasser, der sich öffentlich aber noch nicht erklärt hat. Er könnte der erste grüne Bürgermeister von Buchholz werden. Das Wochenblatt nennt dann noch Remo Rauber, Ortsvereinsvorsitzender der SPD und Angestellter in der Tiefbauabteilung der Stadt. Bei ihm sehen Beobachter das Problem, dass er bei einer erfolgreichen Wahl von der Stelle eines Sachbearbeiters auf den Chefsessel der gesamten Verwaltung katapultiert würde.
Am aufschlussreichsten aber ist der vierte Name, den das Wochenblatt aufführt. Als „Mann der Wirtschaft“ wolle der selbstständige Immobilienkaufmann Ronald (Ronny) Bohn seinen Hut in den Ring werfen. Bohn ist politisch bisher nicht in Erscheinung getreten, der Makler, der in Tostedt wohnt, ist Vorsitzender des TSV Sprötze und organisiert die Konzerte „Rock unter Eichen“ in Trelde. Sein Vater Wolfgang Bohn hat die Immobilienfirma Bohn 1971 gegründet (sie bezeichnet sich auf ihrer Homepage als die älteste Immobilienfirma in Buchholz) und ist – hier wird es interessant – ein alter Weggefährte von Wochenblatt-Verleger Martin Schrader!
Es würde der Linie des Wochenblatt-Verlages entsprechen, einen „Mann der Wirtschaft“ auf den Schild zu heben und zu promoten, vor allem wenn er dem Verlag nahe steht. Denn der Meinungsführer in Landkreis und Stadt lässt keine Gelegenheit aus, um die Verwaltung und deren Führung als unfähig und verschlafen schlecht zu machen, so auch im Fall Otto. Das Credo des Verlages heißt: Die Wirtschaft kann es besser!
Aus Sicht des buchholzblogs wäre es allerdings geradezu grotesk, einen Makler ohne jede Verwaltungserfahrung zum Bürgermeister zu machen. Wobei es andererseits eine gewisse Logik hätte, denn in den vergangenen Jahre ist in Buchholz ja immer wieder Politik für diese Berufsgruppe gemacht worden, und für alle, die sonst noch an Grundstücksgeschäften hängen wie Banken, Notare, Grundeigentümer etc. Das Rathaus könnte dann ja gleich an die Bendestorfer Straße verlegt werden.
Angeblich hat der Wochenblatt Verlag das Haus an der Kreuzung neben seinem Sitz gekauft. Das könnte man ja ebenso abreißen wie das Stammhaus des Verlages und dort sechsstöckig neu bauen. Verlag und Verwaltung in einem Gebäude, das würde die Wege doch erheblich verkürzen…
Jedenfalls dürfte die Bürgermeisterwahl in Buchholz spannend wie selten werden. Neben den genannten Personen werden noch weitere als Kandidaten gehandelt, so der Erste Stadtrat, Jan-Hendrik Röhse. Wen die CDU unterstützt, muss abgewartet werden. Die Mehrheitsgruppe im Stadtrat aus SPD und Grüne hätte mit Zinnecker und Rauber, so sie tatsächlich antreten, schon mal zwei Kandidaten im Rennen.
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